Interview Vorstand Steffen Mairose und Landrat Martin Stichnoth - Teil 1

AWG Mieterzeitschrift/ Ausgabe 01-2024 Interview Vorstand Steffen Mairose und Landrat Martin Stichnoth Donnerstag, 14. März 2024/ 10:00 Uhr

Spezial zur Stadtratswahl – Interview unseres Vorstandes Steffen Mairose mit dem Landrat der Gemeine Börde. Im ersten Teil unserer Interviewreihe gibt es sowohl persönliche Einblicke als auch Informationen und Meinungen rund um die bevorstehenden Stadtratswahlen.

Der zweite Teil des Interviews kommt in der nächsten Ausgabe und dreht sich um das Thema der in 2025 stattfindenden Landratswahlen.

 

Interview

Frage 1:
Herr Stichnoth, was wollten Sie als Jugendlicher werden und was hat Sie bewogen, in Wolmirstedt zu bleiben?

Herr Stichnoth:
Als Jugendlicher wollte ich einen Beruf erlernen, der etwas mit Tieren und/oder der Natur zu tun hatte. Tierarzt, Förster standen anfänglich im Blickfeld. Die Möglichkeit einer Ausbildung in der damaligen Verwaltung des Landkreises Ohrekreis zu absolvieren war eher zufällig. Eine Nachbarin ermunterte mich seiner Zeit, mich doch mal zu bewerben. Die Ausbildung mache Spaß, sie ist teilweise vor Ort und junge Leute werden gesucht. Gesagt, getan. Und nicht bereut. Auch bis heute nicht. Letztlich waren die Ausbildung und die spätere Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis auch Gründe, meine Geburtsstadt nicht zu verlassen. Für mich ist von Wolmirstedt immer alles gut zu erreichen. Außerdem bin ich hier vor fast 47 Jahren geboren, lebe mit meiner Familie im Haus, welches meine Urgroßeltern erbauten und habe meine Freunde hier. Und wissen Sie... wenn man(n) zufrieden und dankbar ist, mit dem was man hat – weshalb soll ich das ändern?


Frage 2:
Wie kamen Sie in die Politik und was hat Sie daran gefesselt?

Herr Stichnoth:
Seit meinem sechzehnten Lebensjahr bin ich ehrenamtlich im Bereich der Kleintierzucht organisiert. Mit Anfang zwanzig kamen leitende Funktionen hinzu. In Ausstellungen und Jahreshauptversammlungen gehörte es dazu, den Landrat, den Bürgermeister sowie Vertreter aus Gemeinde- u. Stadträten sowie Kreis-, Land- und Bundestag einzuladen. Viele nahmen immer teil; ein Zeugnis für die Verbundenheit der Menschen in unserer Region. Und DAS waren auch meine ersten Kontakte zu Personen, die in politischen Kreisen agierten. Netzwerke und Freundschaften entstanden. Es kam der Wunsch selbst mitzumachen, auf lokaler Ebene politisch mitzugestalten.

Meine Eltern im Allgemeinen und mein Papa im Besonderen förderten mein Interesse. Dieter Stichnoth war bereits über Jahrzehnte ehrenamtlich im Sport organisiert und damals Mitglied des Stadtrates. Zuhause haben wir viel über kommunalpolitische Dinge gesprochen; das fand ich interessant – hatte es ja direkt mit dem zu tun, was mehr oder weniger vor der Haustür geschah. „Junge, wenn du was verändern willst, musst du machen und dich einbringen.“... dieser Satz hat sich eingeprägt.

Der zweite Mann, der entschiedenen Einfluss auf meine politische Ausrichtung hatte, war mein damaliger Chef und Landrat Thomas Webel. Ihn bat ich um Rat, welchen Weg ein 32- jähriger junger Mann gehen sollte/gehen muss, wenn er sich kommunalpolitisch engagieren wolle. Das Ergebnis kennen Sie... 2008 trat ich der CDU bei, kandidierte 2009 für die Wahl zum Stadtrat, wurde gewählt und durfte u. a. als Vorsitzender des Finanzausschusses meine ersten Erfahrungen machen. Hierbei Teil der Entwicklung meiner Stadt zu sein und die Möglichkeit zu haben, aktiv daran mitzugestalten (mal mehr, mal weniger) – das hat mir von Anbeginn große Freude bereitet. Und ja... es war und ist nicht immer eben. Hier „vor Ort“ kennt man sich und kommunalpolitische Entscheidungen, die getroffen (oder nicht getroffen) werden, wirken sofort. Da gibt es neben Zustimmung und Lob auch Kritik, Unverständnis und mal bittere Briefe. Doch das gehört für mich genauso dazu und macht das Lokale aus. Wichtig war und ist für mich, immer im Austausch zu bleiben. Schlussendlich hat sich somit mein Vorsatz gefestigt, kommunalpolitisch gern längerfristig für die Menschen tätig zu sein.


Frage 3:
Was denken Sie über den Neubau eines Stadions in Wolmirstedt?

Herr Stichnoth:
Die Entscheidung zum Stadionneubau kann ich nachvollziehen und befürworte sie. Insbesondere dann, wenn ich mir die bisherigen Varianten anschaue.

Das „Stadion des Friedens“ ist zentral in der der Stadt gelegen und gut erreichbar. Jedoch hat es zu wenig Parkplätze und ist aufgrund seiner eingeschränkten Größe nicht vollumfänglich nutzbar.

Das Stadion „Glück Auf“ im Küchenhorn bietet wiederum ausreichend Platz für die jeweiligen Sportarten und verfügt über notwendige Stell- und Freiflächen. Doch es liegt dezentral. Es ist mit hohem finanziellen Aufwand zu erschließen und zu bestimmten Zeiten aufgrund der Hochwassersituation im Bereich der Ohrewiesen nicht erreichbar.

Der Stadionneubau hingegen ist zentral gelegen, wird gut erreichbar sein, kann weitestgehend alle Forderungen der Sportvereine abdecken und ist hochwassersicher. In den letzten Monaten höre ich hin und wieder Bedenken aus der Bevölkerung, die an einer Umsetzung zweifeln. Insofern wünsche ich der Stadt ein erfolgreiches Vorankommen in der Sache und einen baldigen Spatenstich.


Frage 4:
Was erhoffen Sie sich von den bevorstehenden Stadtratswahlen und was wünschen Sie sich für die zukünftige Zusammenarbeit mit dem Stadtrat?

Herr Stichnoth:
Am 9. Juni 2024 finden in Sachsen-Anhalt die Europa- und die Kommunalwahlen statt. In beiden Fällen ist es meiner großer Wunsch, dass viele Menschen - insbesondere auch die Leserinnen und Leser dieser Zeitschrift - von ihrem aktiven Wahlrecht Gebrauch machen und zur Wahl gehen.

Was die Kommunalwahlen betrifft, so werden im Landkreis Börde die Ortschafts-, Gemeinde- und Stadträte sowie die Mitglieder des Kreistages gewählt. Wenn es um die Entwicklung unserer Kernstadt und ihrer Ortschaften Elbeu, Farsleben, Glindenberg und Mose geht, braucht es neben der Bürgermeisterin auch weiterhin einen engagierten, innovativen, sozial und wirtschaftlich agierenden Stadtrat. Dieser ist in seiner Gesamtheit – neben der Bürgermeisterin/ dem Bürgermeister – das zweite Organ unserer Stadt und hat entscheidenden Anteil an der Entwicklung. Vor dem Hintergrund des Entstehens des HighTechPark auf dem Gebiet des Landkreises Börde und der Landeshauptstadt Magdeburg, dem Bau der A14 und vieler anderer bedeutsamer Projekte werden auch auf Wolmirstedt und ihre Ortschaften bedeutsame Veränderungen zukommen. Insofern erhoffe ich mir, dass sich der Stadtrat (und die einzelnen Ortschaftsräte) mit aller Kraft, überparteilich und konstruktiv für die erfolgreiche Entwicklung unserer Einheitsgemeinde einsetzen.


Frage 5:
Wir akquirieren gerade für eine große Gewerbeeinheit in der Farsleber Straße 21 Mieter. Schön wäre es, wenn sich ein Facharzt in Wolmirstedt niederlässt. Woran liegt es aus Ihrer Sicht, dass dies immer schwerer wird und wie steuert die Politik dem Fachkräftemangel im Bereich Ärztemangel in Wolmirstedt entgegen?


Herr Stichnoth:
Der Ärztemangel ist ein großes Problem, nicht nur hier bei uns in Wolmirstedt, sondern generell. In unserer ländlichen Region wie der des Landkreises Börde noch mehr als in einer Stadt wie Magdeburg.

Grundsätzlich ist es die Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung (KVSA) und Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVZSA), die Versorgung sicherzustellen. Auf Landesebene unternimmt die KVSA da schon einiges. Zum Beispiel gibt es ein Stipendien-Programm für angehende Ärzte im 6. Studienjahr, die in Regionen praktizieren wollen, in der ein Ärztemangel herrscht. Es gibt Weiterbildungen zum Thema Selbstständigkeit und Zuschüsse für Praxisübernahmen auf dem Land von bis zu 60.000 Euro. Dennoch ist erkennbar, dass Absolventen nach dem Studium oft ein Angestelltenverhältnis den Herausforderungen der Selbstständigkeit in eigener Praxis vorziehen.

Im letzten Jahr habe ich deshalb beispielsweise zu einem Workshop mit der KZVSA und den Bürgermeistern der Verbands- und Einheitsgemeinden eingeladen. Wir haben uns die aktuelle und zukünftige Versorgungssituation im Landkreis Börde angeschaut und uns über bereits umgesetzte und geplante Maßnahmen zur Zukunftssicherung und Nachwuchsförderung informiert. Möglichkeiten der Beteiligung wurden dargestellt, und Vorhaben, Ideen und Bedarfe seitens Landkreis und Gemeinden angestoßen. So erfolgen z. B. Unterstützungen im Bereich der Wohnungsbeschaffung, bei der Kita- und Schulplatzsuche sowie Mietpreisbindungen. Eine schnelle und einfache Lösung für das Problem wird es vorerst jedoch nicht geben; ein Umstand der auch mir nicht gefällt. Insofern heißt es weiter daran zu arbeiten, gemeinsam gezielt attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Mediziner motivieren sich bei uns niederzulassen.

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